Vortrag von Jens Andermann
über Installationen und Performance-Aktionen in der lateinamerikanischen Gegenwartskunst
Am 14. Januar 2016 im Migros Museum für Gegenwartskunst, Limmatstrasse 270, 8005 Zürich.
Jens Andermann spricht in seinem Vortrag über Installationen und Performance-Aktionen in lateinamerikanischer Gegenwartskunst, in denen Landschafts-Räume und Ikonographien der Natur kritisch oder subversiv ins Spiel gebracht werden.
Jens Andermann ist Professor für Lateinamerikanische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität Zürich. Er studierte Lateinamerikanistik sowie Komparatistik und Nordamerikastudien an der Freien Universität Berlin. Ausserdem war er Professor für Latin American and Luso-Brazilian Studies am Birkbeck College der University of London. Zu seinen Veröffentlichungen gehören New Argentine and Brazilian Cinema: Reality Effects (2013) und Images of Power: Iconography, Culture and the State in Latin America (2003).
ZKK:Buchpräsentation von Elisabeth Bronfen, im Gespräch mit Johannes Binotto
»Mad Men, Tod und der Amerikanische Traum«
Am 14. Dezember 2015 um 19 Uhr im Cabaret Voltaire, Spiegelgasse 1, Zürich.
Elisabeth Bronfens neuestes Buch widmet sich der meistbejubelten und bekanntesten unter den sogenannten Qualitätsserien: »Mad Men« (2007–2015). Die Serie ist eine hochwirksame Zeitkapsel, die ins Herz der US-amerikanischen Gesellschaft und Kultur der 1960er Jahre führt. Visuelle Kultur, Musik, Mode, Familienbild, Geschlechterverhältnisse, gesellschaftliche und politische Situation der Zeit werden auf geradezu unheimliche Weise lebendig. Der prototypische Aufstieg eines Werbegenies mit dunkler Vergangenheit zeichnet das Modell der Selbstperfektionierung nach, wie es zentral für den amerikanischen Traum ist. Dass ausgerechnet eine Werbeagentur den Dreh- und Angelpunkt bildet, entlarvt die angestrebten Ideale von Familie und persönlichem Glück als symbolische Fiktionen, mit denen die »Kreativszene« unentwegt das kollektive Begehren bedient. »Mad Men« ist ein Schlüsselroman auf DVD: individuelle Geschichte und Kommentar zur Lage der Nation, zeithistorisches Sittenbild, Zerrspiegel des Heute und nicht zuletzt eine intelligente Selbstreflexion über die Rolle des Fernsehens.
Im Gespräch mit Johannes Binotto wird Elisabeth Bronfen über serielles Erzählen in der visuellen Kultur sowie in Quality-TV-Serien diskutieren, wird über die Entstehung des Buches sprechen und gemeinsame Seherfahrungen thematisieren, wozu auch die ein oder andere Szene aus der Serie gezeigt wird.
ZKK:Workshops zu Serialität
Im Rahmen von drei intimeren Workshops und einer Buchpräsentation wird es von Oktober bis Dezember 2015 nicht nur um Themen des seriellen Erzählens, um Reihe und Serie in der visuellen Kultur sowie in Quality-TV-Serien aus einer stärker filmwissenschaftlichen Perspektive gehen, sondern auch um literaturwissenschaftliche Rückblicke aus der Gegenwart, um serielle Erzähl- und Erkenntnisformen in der Literatur früherer Epochen. Interessierte sind jederzeit herzlich willkommen.
Daniel Müller-Nielaba: »Schriftmetaphorik und Medienkritik in ›Game of Thrones‹«, 14.10.2015, Englisches Seminar, Plattenstrasse 47, 18.15 bis 20 Uhr.
Ana Sobral: »Seriality in Rap Music«, 04.11.2015, Englisches Seminar, Plattenstrasse 47, 18.15 bis 20 Uhr.
Mark Sandberg: »›An Unusual Attention to Detail‹: Design Fetishism in Recent ›Period‹ Serial Television Dramas«, 02.12.2015, Englisches Seminar, Plattenstrasse 47, 18.15 bis 20 Uhr.
ZKK:Lecture von Rembert Hüser
»Die schönsten Bahnstrecken Deutschlands«
Am 7. Dezember 2015, 18.15 bis 20 Uhr, im Englischen Seminar, Plattenstrasse 47.
Heiligabend 1969 hatte man in den deutschen Fernsehern im Bereich des WDR plötzlich die Bescherung: Gegen Sendeschluß konnte man erste Feuer sehen. Es brannte genau drei Minuten, man sah Holzscheite, dann, Schnitt, das Testbild. Weihnachten 1969 gegen Sendeschluß brannte es wieder. Weiter. Wieder drei Minuten. Das Feuer baute sich auf. Testbild. Und so weiter. Bis Silvester. Dann war das Feuer verglüht. Neues Jahr. Jan Dibbits TV as a Fireplace, 16mm, in Farbe, ohne Kommentar mit starrer Kamera und zuvor nicht angekündigt, war als ein Teil von Gerry Schums Fernsehgalerie eines der ersten Kunstprojekte im deutschen Fernsehen.
Die Führerstandsmitfahrten der ARD zwischen 1995 und 2013, nachts vor dem Testbild zunächst 10 bis 20 Minuten lang vorne in der Lok ohne Kommentar mit starrer Kamera über die schönsten Strecken – Kaminfeuer gibt es bereits als Bildschirmschoner zu kaufen –, waren mit die bislang letzten Filme dieser Art, auch wenn sie kein Kunstprojekt mehr waren. Eingeführt kurz vor der offiziellen Abschaffung des Testbildes, überlebten sie die Umstellung vom analogen zu digitalen Signal und sind heute ein beliebtes YouTube-Genre.
Der Vortrag nimmt historische Beispiele des Encounters nicht-narrativer Fernsehformate mit der Konzeptkunst zum Ausgangspunkt, um über die verschiedenen Zeitschichten, imaginären Landschaften und die systematische Selbsterschöpfung (Bochner) der Serialität im Fernsehen an eben der Stelle nachzudenken, die einmal das Programmende markierte.
Hans-Thies Lehmann: Der Kunst fehlt es an Vergänglichkeit
Reflexionen über postdramatisches Theater und Performance
Am 26. und 27. November 2015 in der Abteilung für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (AVL), Plattenstrasse 43, 8032 Zürich, organisiert von Sandro Zanetti.
Am 26. November 2015 um 18:15 Uhr hält der Germanist, Komparatist und Theaterwissenschaftler Prof. em. Dr. Hans-Thies Lehmann einen Vortrag in der Abteilung für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (AVL), Plattenstrasse 43, 8032 Zürich. Hieran schliesst sich am 27. November 2015 von 10:00 bis 11:40 Uhr ein halbtägiges Seminar auf der Grundlage von Peter Szondis Text „Über philologische Erkenntnis“ an. Die Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen dem Doktoratsprogramm Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (AVL), dem Doktoratsprogramm „Deutsche und Nordische Philologie“ am Deutschen Seminar und dem Zentrum Künste und Kulturtheorie (ZKK).
Der Kubus und das Gesicht. Im Umkreis einer Skulptur von Alberto Giacometti
Vortrag und Buchvernissage mit Georges Didi-Huberman, organisiert von Dieter Mersch.
Am 22. September 2015 um 19 Uhr in der Zürcher Hochschule der Künste, Toni-Areal, Hörsaal 1, Ebene 3, Pfingstweidstrasse 96, Zürich.
Die Skulptur »Der Kubus« von Alberto Giacometti wirft in ihrer Ambivalenz vor allem Rätsel auf: Denn Cube ist kein Kubus, sondern ein Polyeder, und er trägt ein Gesicht. Giacometti nannte den Kubus seine einzig abstrakte Arbeit; er bezeichnete ihn sogar als gescheitert. Georges Didi-Huberman zeigt daran, dass die Spannung zwischen dem Kubischen (oder der Abstraktion) und dem Gesicht (oder der menschlichen Figur) als zentrales Problem Giacomettis Werk bestimmt. So deutet er das Oeuvre Giacomettis durch eine einzige Arbeit neu und setzt es neu in Beziehung: zum Surrealismus, zum Entwurf, zur Abstraktion, zur Zeichnung, zum Volumen, zur Melancholie, zum Grab. Diese Auseinandersetzung mit Giacometti entwirft die Grundzüge von Didi-Hubermans eigenem Denken: die vermeintlich abstrakte Minimal Art vom Körper und der Sterblichkeit her zu deuten; seine Mobilisierung des strukturellen Potentials der Psychoanalyse; die Methode, durch die Bilder und die Kunst hindurch zu denken. Der Band stellt so auch einen entscheidenden Zugang zum Denken Didi-Hubermans dar.
Georges Didi-Huberman; Mira Fliescher und Elena Vogman (Hg.): Der Kubus und das Gesicht. Im Umkreis einer Skulptur Alberto Giacomettis. Aus dem Französischen von Esther von der Osten, Zürich, Berlin: Diaphanes 2015.