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Zentrum Künste und Kulturtheorie

Abgeschlossene Forschungsprojekte

Dorota Sajewska: Krise und Communitas. Performative Konzepte des Gemeinschaftlichen in der polnischen Kultur seit Beginn des 20. Jahrhunderts

Das SNF-Forschungsprojekt »Krise und Communitas« untersucht aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive performative Konzepte von Gemeinschaftlichkeit in Polen seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Den Orientierungsrahmen des Projekts bildet das kommunistische Projekt jenseits grosser Politik, in der polnischen Kunst und Kultur als politische Idee, kritische Utopie und soziale Realität. Zentral ist hierbei der Fokus auf soziale und historische Krisenmomente als Auslöser und Hintergrund von kulturell und künstlerisch verhandelten Formen und Strategien des egalitären Mit-Seins.
Das Projekt untersucht vier Krisenmomente in der polnischen Kulturgeschichte. 1905 mündete die Krise kapitalistisch-imperialer Herrschaft in die erste proletarische Revolution. Nach 1956 kam es zu einer Neuorientierung des kommunistischen Projekts auch im Kontext der Dekolonisierung. Die Repressionen von 1968 gegen Pol*innen jüdischer Abstammung hingegen zerstörten die Idee eines visionären Sozialismus. Nach 1989 letztlich wich der Kommunismus einem neoliberalen System. Im Zuge der genannten historischen Prozesse entstanden jenseits der offiziellen Staatspolitik Visionen einer gerechteren Gesellschaft und internationalen Gemeinschaft. Diese Formen einer Communitas bildeten sich in der kulturellen Praxis von Theater, Literatur, Film und bildenden Künsten; sie zeigten sich in politischen Protesten, subkulturellen Praktiken und sozialen Bewegungen. Das Projekt untersucht das Wechselspiel von Krisenprozessen und der Inszenierung einer anderen Gemeinschaft anhand von konkreten historischen und künstlerischen Materialien. Es schreibt sich ein in eine politische Anthropologie mit intersektionellen und transnationalen Verflechtungen und verknüpft soziologische, kultur- und kunstwissenschaftliche Ansätze mit einer postkolonialen Forschung zur dezentralen Wissensbildung und -vermittlung.

Laufzeit: Oktober 2018 bis September 2022
Mehr Informationen über das Projekt finden sie hier und auf der Website des Projekts.

Gesine Krüger: Hans Himmelheber – Kunst Afrikas und verflochtene Wissensproduktion

Das interdisziplinäre Forschungsprojekt "Objekt - Text - Bild. Verflochtene Wissensproduktion in Hans Himmelhebers Archiv zwischen Kunst Afrikas, Ethnologie und globalem Markt" ist an der Schnittstelle von Ethnologie und Geschichte angesiedelt. Es handelt sich um eine Kooperation des Museums Rietberg Zürich (MRZ, Dr. Michaela Oberhofer) und des Lehrstuhls für Aussereuropäische Geschichte am Historischen Seminar der UZH (Prof. Dr. Gesine Krüger). Ziel des Projektes ist es, die Produktion von Wissen über die Kunst Afrikas multiperspektivisch und translokal zu analysieren. Ausgangspunkt ist das bisher noch kaum erforschte Archiv des Kunstethnologen und Sammlers Hans Himmelheber (1908–2003), dessen Theorien zur Künstlerpersönlichkeit einen Paradigmenwechsel für das Studium der materiellen Kultur Afrikas eingeleitet haben.

Das Projekt verbindet Recherchen zu historischen Text- und Bildquellen mit der Erforschung von Museumssammlungen sowie Feldforschungsaufenthalten in Afrika (Burkina Faso, Côte d’Ivoire, DR Kongo). Durch diesen innovativen Ansatz können die afrikanische Akteurschaft und der Bedeutungswandel vor, während und nach dem Erwerb der Objekte in einzigartiger Weise rekonstruiert werden. Die Expertise von Ethnologie, Geschichtswissenschaft und Museumspraxis werden kombiniert und Texte, Objekte und Fotografien als gleichwertige (historische) Quellen berücksichtigt. Neben wissenschaftlichen Veröffentlichungen sind internationale Workshops und zwei Ausstellungen geplant.

Laufzeit: November 2018 bis Oktober 2022. Mehr Informationen über das Projekt finden Sie hier.

Liliana Gòmez: Contested Amnesia and Dissonant Narratives in the Global South: Post-conflict in Literature, Art, and Emergent Archives

The Cold War period and its subsequent (post-) conflicts are characterized by a remarkable amnesia and a politics of invisibilization that reflect the epistemic order of decolonization of the Global South. Yet counter-semantics that challenge historical oblivion und injustice have been articulated by artists, writers and institutional initiatives that increasingly seek to contest this amnesia with alternate narratives or dissonant archives. Transitional situations, such as negotiated in Colombia or Lebanon, reconfigured an increasingly diverse landscape of memory cultures that claim truth and justice. While some transitional societies opted for an amnesty that fosters the invisibilization of the protracted conflict, others initiated a cultural and political process through a dialogue with the creative human rights.
Nurturing official silence, amnesia, and the fragmentation of society, the related violence on human and non-human life forms has generated complex and conflicting memory cultures that are shaped both by local and global biases. Drawing upon a comparative cultural analytical and art historical perspective, this project examines the role of cultural production, in particular the arts, as aesthetic inquiries and dissonant narratives in processes of reconciliation and the search for truth and justice that exists within cultures, foregrounding alternate and plural writings of history. The project thus understands contemporary global arts against this background as performative practices of human rights and ethical praxis.

"Contested Amnesia and Dissonant Narratives in the Global South: Post-conflict in Literature, Art, and Emergent Archives" by Liliana Gòmez is funded by the Swiss National Science Foundation. With the support of the University of Zurich, Kunsthistorisches Institut, Latin American Center Zurich, Digital Society Initiative, and the Master of Arts Kulturanalyse / Cultural Analysis.

Frauke Berndt: ETHOS. Ethische Praktiken in ästhetischen Theorien des 18. Jahrhunderts

Das SNF-Forschungsprojekt ETHOS. Ethische Praktiken in ästhetischen Theorien des 18. Jahrhunderts erschließt den Zusammenhang von Ethik und Ästhetik in seinen historischen Wurzeln, um auf dieser Basis eine alternative Geschichte der ästhetischen Theoriebildung zu schreiben.

Das Forschungsprojekt ist im Bereich der Begriffs-, Problem- und Ideengeschichte angesiedelt. Es wendet sich dem tiefgreifenden Zusammenhang von Ethik und Ästhetik zu, der zwischen 1720 und 1800 die deutschsprachigen ästhetischen Schriften beschäftigt. Im 18. Jahrhundert gilt als schön, was nützt, erfreut und belehrt. Kunst ist nicht um ihrer selbst willen da, sondern sie ist in einen gesellschaftlichen Kontext eingebettet, in dem ihr bestimmte Aufgaben zukommen. Auf der methodischen Grundlage der Praxeologie widmet sich das Forschungsprojekt den Funktionen solcher Handlungsanweisungen und -anleitungen in ästhetischen Theorien, die als ethische Praktiken verstanden werden. Die Praktiken lassen sich in drei Gruppen zusammenfassen, die unterschiedliche Aspekte betonen: ein ‚gutes‘ Leben, eine ‚gute‘ Darstellung und eine ‚gute‘ Sinnlichkeit. Einerseits sollen die zentralen ethischen Praktiken anhand ausgewählter Quellen systematisch identifiziert und analysiert werden. Andererseits sollen die ethischen Praktiken in den ästhetischen Schriften des Schweizers Johann Jacob Bodmer (1698-1783) exemplarisch untersucht werden.

Auf dieser Grundlage soll die alternative Geschichte einer ästhetischen Theoriebildung rekonstruiert werden, die Praktiken einen Stellenwert zuschreibt, wie sie ihn erst im 20. und 21. Jahrhundert wiedererlangen werden, wenn die moralische und politische Verantwortung der Kunst in ästhetischen Theorien neu verhandelt wird. Mit dem Ziel, Pionierarbeit zu den Anfängen heteronomieästhetischer Begründungsmodelle zu leisten, geht es – emphatisch gesprochen – um eine ästhetische Theorie, deren Massstab nicht die Kunst, sondern das Leben bildet.

Mehr Informationen finden Sie auf der Projekt-Website.

Thomas Strässle, Dieter Mersch: Praktiken des ästhetischen Denkens – Das essayistische Prinzip

Das Sinergia-Projekt Praktiken ästhetischen Denkens, an dem die vier Kunsthochschulen der deutschsprachigen Schweiz, die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), die Hochschule der Künste Bern (HKB), die Fachhochschule Nordwest-Schweiz in Basel (FHNW) und die Kunsthochschule Luzern (KuL) beteiligt sind, beschäftigt sich mit Denkformen in den Künsten, von der Musik über Installation und Videokunst bis zu Film, Theater und Design unter dem Gesichtspunkt ihrer Praktiken. Untersucht wird die Eigenart des künstlerischen Denkens im Vergleich zu wissenschaftlichem Denken und Forschen. Gleichzeitig wird durch die Fokussierung auf Denkpraktiken versucht, die in den letzten Jahrzehnten geführte Debatten um ›Artistic Research‹ zu vertiefen, indem nach den philosophischen und ästhetischen Grundlagen eines angemessenen Forschungsbegriffs und der Eigenart künstlerischen Wissens- und Erkenntnisproduktion in den Künsten und durch die Künste gefragt wird.

Die Untersuchungen im Bereich Grundlagenforschung gliedern sich in vier Teilprojekten: Der Witz der Kunst (ZHdK), Das essayistische Prinzip (HKB), Die ästhetische Praxis der Kritik (FHNW), Radikale Pädagogiken (KuL)

Laufzeit: März 2017 bis Februar 2021. Mehr Informationen

Sylvia Sasse: Performance-Art in Osteuropa (1950-1990): Geschichte und Theorie

Das durch den ERC Consolidator-Grant (2014-2019) finanzierte und am Slavischen Seminar angesiedelte Projekt von Sylvia Sasse hat das Ziel, erstmalig einen Überblick über die historische und transnationale Entwicklung der Performance-Art in Osteuropa zur Zeit der Diktaturen zu geben. Dabei soll Performance-Art nicht nur als Untersuchungsgegenstand vorgestellt werden, sondern als ein zentrales künstlerisches Genre, das implizit und explizit sowohl an der Erforschung kultureller Praktiken als auch an der Schaffung alternativer Handlungsweisen selbst beteiligt war. Es handelt sich dabei einerseits um die künstlerische Erforschung totalitärer bzw. realsozialistischer Praktiken, Rituale und Gesten, anderseits um künstlerische Handlungsweisen, die durch das Agieren im Untergrund entwickelt worden sind.

Mehr Informationen über „Performance-Art in Osteuropa (1950-1990): Geschichte und Theorie“ finden Sie hier.

Boris Previšić Mongelli: Polyphonie und Stimmung. Musikalische Paradigmen in Literatur und Kultur

»Die Stimmungssemantik ist heute dumm geworden.» (Wellbery 2003) Und dennoch ist die Stimmung in ihrer atmosphärischemotionalen Evidenz als Alltagsparadigma omnipräsent. Sie bedarf jedoch dringend einer konzeptuellen Schärfung, um komplexe Sachverhalte in der aktuellen Literatur und Kultur konzis zu erfassen. Dafür müsse – wie Wellbery am Ende seiner Stimmungsgeschichte folgert – die ursprüngliche »musikalische Sinndimension« des 18. Jahrhunderts aktualisiert werden. Um ein griffiges Beschreibungs- und Analyseinstrument zur Verfügung stellen zu können, muss diese vertikale Dimension des Zusammenklingens mit einem zweiten Konzept, mit dem sie in enger Korrelation steht, ergänzt und abgeglichen werden: mit der horizontalen Dimension der ‚Mehrstimmigkeit‘, mit der Polyphonie. Aus den heutigen Literatur- und Kulturanalysen ist dieses Paradigma nicht mehr wegzudenken; doch auch ihm fehlt oft genug die musikalischdiskursive Kontextualisierung und Konkretisierung. Mehr Informationen.

Davide Giuriato: Kindheit und Literatur

In den Geistes- und Kulturwissenschaften verläuft die Auseinandersetzung mit der Kindheit unter der wesentlichen Prämisse, dass diese nicht als biologisches Phänomen, sondern als Diskursfigur zu verstehen ist, die eine eigene Geschichte besitzt. Nach der bahnbrechenden Studie von Philippe Ariès wird die »Entdeckung der Kindheit« in der europäischen Moderne gemeinhin als Folge eines Prozesses beschrieben, der in der Frühen Neuzeit beginnt und um 1800 seine explizite lebensweltliche und diskursive Ausformung findet. Dabei setzt sich die Ansicht durch, dass die frühe Lebensphase der Kindheit nicht mehr als defizitäres Übergangsstadium, sondern als eigenwertige, von der Welt der Erwachsenen separierte Lebens- und Denkwelt zu verstehen ist. In der Art einer »black box« (Luhmann) gilt Kindheit nunmehr als schwer zugänglicher Raum vor der symbolischen Ordnung, der nicht nur besondere Wissensanstrengungen auf sich zieht, sondern auch zu Projektionen und Fiktionen einlädt. Die ästhetische, epistemologische und diskursive Funktion zu ermessen, die der Literatur in dieser vermeintlich noch jungen Geschichte der Kindheit zukommt, ist Hauptanliegen des Projekts von Davide Giuriato, aus dem ein Sammelband sowie ein ZKK:Jahresschwerpunkt hervorgehen sollen.

Laufzeit: März 2017 bis Dezember 2018. Mehr Informationen.

Bettina Gockel: Camera Work—Inside/Out: Past, Present, and Future of an International Medium of Art and Photography

The magazine Camera Work, published in New York from 1903–1917 and dedicated to the advancement of photography as art, enjoys the status of a modern icon in the history of photography and the history of art writ large. Still, the quarterly has never been properly investigated with advanced methodological and technological approaches. For the first time, this project by Bettina Gockel analyzes Camera Work in its entirety as total work of art, including imagery across various media, the specifically photographic interplay between original and reproduction, interrelations of image and text, and international networks of people and discourses. In a first major step, Camera Work Pilot Project: Digitalization of an International Medium of Photography and Art, all fifty regular and three special issues of Camera Work are digitized to the highest standards in collaboration with the University Library Heidelberg. On the basis of the technically and structurally sophisticated tool thus produced, the group of researchers embarks on further in-depth research. The next stage of the project, Camera Work—Inside/Out: Past, Present, and Future of an International Medium of Art and Photography takes an innovative position to question the conventional categorization of the magazine between the poles of Pictorialism and modernism and analyzes the journal with particular focus on its internationality which manifests itself in the pages of the journal, its sphere of influence, and its history of collecting. The shared interest in interlinked referentiality connects both stages of the project and points back to the object of analysis itself. A series of public talks and workshops (Camera Work Colloquium) complements the project which is also extended over a range of Teaching Activities.

Research Period: September 2015–March 2018. Additional information

Barbara Naumann: Facing the Text

Point of departure for Barbara Naumann's project is Julian Rosefeldt’s Manifesto, a film installation in twelve parts that engages artists’ writings from a wide range of areas including literature, architecture, painting, and film. Specifically, the project focuses on Rosefeldt’s cinematographic use of portraits within the framework of his encounter with conceptual writings about art. “Facing the Text” inquires the double strategy of Manifesto’s use of portraits: the various ways the film installations are “giving a face to a text” and “confronting – rereading, rethinking – a text”, i.e. the artists’ manifestos, at the same time. Rosefeldt’s work is innovative in that it offers a new, multi–medial perception of the portrait and a new way to see – to read – well-established texts of the aesthetic tradition. It designs the portrait as a showcase for the encounter of image and text.

In a second step, the project will investigate Rosefeldt’s work within various conceptual contexts, including literary theory, philosophy, art history, and cultural studies.  This also comprises an investigation of the theoretical impact of the artists’ manifestos themselves (Marinetti, Giacomo Balla, Tristan Tzara, André Breton, Naum Gabo / Anton Pevzner, Barnett Newman, Claes Oldenburg, Sol LeWitt, Lars von Trier, etc.).

In order to situate Rosefeldt’s specific multi-medial arrangement of image and text, an extensive and intensive research of key theoretical positions (Goethe, Lichtenberg, Schopenhauer, Balzac, Blumenberg) will be necessary. The general framework of the project will be a delineation of the development from Johann Caspar Lavater’s physiognomic studies to the contemporary, post-physiognomic discourse of Julian Rosefeldt’s Manifesto.

In Zusammenarbeit mit dem Internationalen Kolleg Morphomata: Genese, Dynamik und Medialität kultureller Figurationen. Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln. Laufzeit: Februar bis Juli 2018. Mehr Informationen.

Sylvia Sasse: Literatur und Kunst vor Gericht

Das SNF- Forschungsprojekt befasste sich mit Gerichtsprozessen gegen literarische und künstlerische Werke sowie deren Autoren und Kuratoren; ein besonderer Fokus liegt auf der russischen Literatur und Kunst seit 1990.
Grundlage der Analyse bilden die Dokumente der Gerichtsprozesse (Anklageschriften, Verteidigungsschriften, Gutachten der Experten aus Literatur- und Kunstwissenschaft, Protokolle von Zeugenaussagen, Urteile), die Inszenierung der Gerichtsprozesse (öffentlich versus nichtöffentlich, Auftritte der Ankläger, Verteidiger, Richter, Zeugen, Rolle des Publikums) und die mediale Inszenierung ausserhalb des Gerichtssaales.
In diachroner Perspektive soll untersucht werden, welchen Stellenwert die Freiheit der Kunst in unterschiedlichen politischen Systemen hat, welche Vergehen wann und warum ‚Konjunktur‘ haben und wie sich der Kunstbegriff in Korrelation zum Rechtsverständnis und umgekehrt entwickelt. Dabei soll die problematische Unterscheidung von Intertextualität versus Plagiat, Appropriation versus Copyright, Mimesis versus Verletzung der Persönlichkeitsrechte, Fluch und Schimpf als literarische Rede versus Blasphemie als zwei Seiten einer Medaille, d.h. als künstlerisches Verfahren und als (Straf)-Tatbestand analysiert werden.
In synchroner Perspektive soll über einen internationalen Vergleich gezeigt werden, wie – insbesondere seit 1990 – die Grenzen der Freiheit von Kunst und Literatur immer wieder neu abgesteckt werden: zum einen durch den Einfluss neuer politischer und religiöser Ordnungen, zum anderen durch die stetige Erprobung neuer künstlerischer und technischer Verfahren.

Laufzeit: 2011-2017

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Frauke Berndt: Zonen der Ambiguität in deutschsprachigen Literaturen und Künsten der Gegenwart

Bereits seit dem späten 19. Jahrhundert gilt Ambiguität als wesentliche Eigenschaft der Bildenden Kunst und der Literatur. Die medienspezifischen Formen der Ambiguität haben sich aber mit Beginn der 1970er Jahre erheblich verändert. Im Rahmen des DFG-Projektes von Frauke Berndt und Lutz Koepnick (Vanderbilt University) soll zum einen das Spektrum der verschiedenen Formen von Ambiguität in deutschsprachigen Literaturen und Künsten der Gegenwart erforscht werden; letztere schließen Bildende Kunst, Medienkunst, Installation, Film, Theater und Musik ein. Zum anderen soll ein Fokus auf den Bereich gelegt werden, den die kommunikativen, ästhetischen und politischen Dimensionen von Ambiguität miteinander teilen. Dessen Profilierung leistet der aus der Phänomenologie stammende Begriff der Zone, der in diesem Kontext einen Bereich mit bevorzugtem Ambiguitätseinsatz und entsprechender Ambiguitätserwartung bzw. -toleranz bezeichnet. In diesem Bereich ist Ambiguität kein kontingentes, sondern ein konstitutives Merkmal, das weniger die semantischen Strukturen als vielmehr die dynamischen Prozesse der Produktion und Rezeption von Ambiguität im gesellschaftlichen Kontext thematisiert. Mit Hilfe des Begriffs der Zone können die engen rhetorischen und linguistischen Klassifikationen von Ambiguität ohne Rückgriff auf den weiten Ambiguitätsbegriff der rezenten Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaften ergänzt werden.

Laufzeit: Januar 2015 bis Dezember 2016.

Jens Andermann: Modernity and the Landscape: Aesthetics, Politics, Ecology

"Modernity and the Landscape: Aesthetics, Politics, Ecology" is an SNF financed project by Jens Andermann. The research stems from the proposal that the modern aesthetic landscape and the way in which it revisits and critically re-evaluates its colonial and nineteenth-century forerunners, is simultaneously a way of taking stock of changing social space-place configurations and an experimental re-assessment of landscape’s capacity for inscribing these with meaning. The project aims to move beyond nation-centered critical paradigms and towards a mode of reading local against transnational formations, to advance a transversal concept of landscape, approaching it as a problematic traversing the arts, literature, architecture and cinema and to seek out relations between processes of crisis and reconfiguration in aesthetic form and social experience of space and place.

Mehr Informationen über „Modernity and the Landscape: Aesthetics, Politics, Ecology“ finden Sie hier.

Thomas Strässle: Methoden der sprechkünstlerischen Probenarbeit im zeitgenössischen deutschsprachigen Theater

Ausgangspunkt des SNF-Forschungsprojekts von Thomas Strässle in Zusammenarbeit mit der Hochschule der Künste Bern und der Universität Hildesheim ist die Beobachtung, dass sich der Umgang mit gesprochener Sprache auf der Bühne im zeitgenössischen Theater grundlegend verändert hat. Neue Darstellungsformen und damit verbunden neue Sprechweisen haben sich etabliert. Texte werden zum Beispiel chorisch gesprochen, simultan oder monologisierend statt dialogisch gestaltet und sind nicht mehr unbedingt in die Repräsentation von Handlungen und schauspielerische Vorgänge auf der Bühne eingebunden. Die Sprache wird als gesprochene Sprache, als Stimmklang, als Rhythmus, als Melodie wahrnehmbar gemacht – und dies sowohl in Inszenierungen postdramatischer Theatertexte, die Kategorien wie Figur, Dialog, Handlung, Raum- und Zeitgestaltung auflösen und folglich einen veränderten Umgang der Schauspieler mit dem Text erfordern, als auch in Inszenierungen klassischer Dramen.
Durch teilnehmende Beobachtung an insgesamt fünf mehrwöchigen Probenprozessen soll herausgefunden werden, wie der Erarbeitungs- und sprechkünstlerische Gestaltungsprozess eines Textes in der Zusammenarbeit von Schauspielern und Regisseuren erfolgt. Für die Untersuchung werden fünf Regisseure ausgewählt, die alle den Konflikt mit traditionellen, etablierten Theaterpraktiken suchen und mit neuen Darstellungs- und Sprechformen arbeiten. Ausgangshypothese ist, dass innerhalb dieser Probenprozesse nicht mehr traditionelle Texterarbeitungsmethoden bzw. figurenpsychologische Herangehensweisen im Vordergrund stehen, sondern Ansätze, die sich von diesen Kategorien, Methoden und Praktiken zu emanzipieren suchen.

Mehr Informationen über „Methoden der sprechkünstlerischen Probenarbeit im zeitgenössischen deutschsprachigen Theater“ finden Sie hier.

Tristan Weddigen: An Iconology of the Textile in Art and Architecture

The fabrication of textiles is one of the oldest and foundational cultural technologies. The objective of the interdisciplinary research project by Tristan Weddigen in cooperation with the Humboldt University of Berlin is to investigate the historical meanings, functions and theories of the textile medium in art and architecture from the Middle Ages to the present. The exploration of this specific artistic medium should result in a historical theory of the textile in its artistic performativity. The traditional notion of iconology, which is currently undergoing a reevaluation within the hermeneutically oriented disciplines of image research, is the methodological point of departure.
The project focuses on the textile discourse engages in a field of research situated between art and architectural history and within cultural and visual studies, involving also other disciplines such as literary studies and social history. Moreover, it aims at connecting the two scientific cultures of the university and the museum, as the theoretical approach is accompanied by studies of concrete textile objects. It also draws transdisciplinary expertise from contemporary art. The project deals with interconnected subject areas such as textile media of painting and sculpture, constructions of space, sacred textiles, tapestries, and installation art. Other fields of research are the myths of the origins of the textile, questions of representation, relations between textuality and narrativity, transmediality, modernity and the assumed femininity of the textile arts. This cross-disciplinary perspective requires a variety of instrumental methods ranging from iconography to anthropological approaches, and from gender studies to textual analysis.

Mehr Informationen über „An Iconology of the Textile in Art and Architecture“ finden Sie hier.

Elisabeth Bronfen: Cold War as Political Imagination

Der Kalte Krieg nahm unterschiedliche Bereiche der Kultur nicht nur in seinen Dienst, sondern beruhte seinerseits auf kulturellen Voraussetzungen. Dieses Projekt von Elisabeth Bronfen fragt nach der kulturellen Konstruktion des Ost-West Gegensatzes durch die Perspektive und mit Hilfe des Konzeptes des politisch Imaginären. Das politisch Imaginäre ist jener Grundstock an Bildern, Metaphern und Narrativen, auf dem unsere Wahrnehmung und unser Verständnis des Politischen beruht. Im Projekt wird untersucht, wie der Konflikt durch bestehende kulturelle Muster geprägt wurde und wie diese daraufhin neu definiert wurden.
Dieser Prozess wird in drei Subprojekten in den Blick genommen. Das Subprojekt A untersucht die kulturelle Konstruktion des Konflikts in der Diplomatie der Gipfeltreffen während des Kalten Krieges. Subprojekt B fragt nach dem politisch Imaginären des Ost-West Gegensatzes in französischen Spionageromanen. Das Subprojekt C analysiert Konfliktästhetik in amerikanischen und sowjetischen Filmen und Romanen der 1950er und 1960er Jahre.

Mehr Informationen über „Cold War as Political Imagination“ finden Sie hier.

Klaus Müller-Wille: Poetik des Materiellen. Neuerfindungen des Buchmediums in der ‚Kinderliteratur‘

‚Kinderliteratur’ wurde und wird häufig in Anspruch genommen, um über den elementaren Umgang mit dem Medium Buch zu reflektieren bzw. um dieses Medium und die daran geknüpften Praktiken sogar von Grund auf zu modifizieren. In ihrer konkreten Auseinandersetzung mit dem Buchmedium wirft ‚Kinderliteratur’ weitreichende Problemstellungen auf. Diese sind nur im Rückgriff auf die jüngere medien- und materialitätstheoretische Debatte zu klären.
Im Fokus des Projekts von Klaus Müller-Wille und Ingrid Tomkowiak standen Texte, die vier signifikante Zeiträume der europäischen Mediengeschichte abdecken: von Hans Christian Andersen, Lewis Carroll, Elsa Beskow und Tove Jansson. Das Projekt geht der Wechselrelation zwischen der materiellen Buchgestaltung und dem weiten Feld medientheoretischer und poetologischer Fragen nach, welche die Texte selbst, aber auch ihre diversen medialen Umsetzungen hinsichtlich ihrer materiellen Konstitution entfalten. Da sich alle Projekte mit Autorschaften auseinandersetzen, die eine weite – zum Teil sogar globale – Verbreitung fanden, wurde auch auf die Frage eingegangen, ob und wie sich das Wechselverhältnis zwischen materieller Buchgestaltung und Poetologie im Prozess der Transmission verändert.
Ziel des Projekts war es, ein neues Verständnis der untersuchten Materialien – vor allem Texte, Bücher und Filme – zu liefern. Entscheidend dabei ist der Anspruch, durch die Untersuchung der spezifischen Materialität der Medien zu grundlegenderen methodisch-theoretischen Überlegungen vorzudringen.

Mehr Informationen über „Poetik des Materiellen. Neuerfindungen des Buchmediums in der ‚Kinderliteratur‘“ finden Sie hier.

Weiterführende Informationen

Porträt Eduardo Kac

Jens Andermann: Modernity and the Landscape: Aesthetics, Politics, Ecology

Hier können Sie den ZKK:Salon mit Eduardo Kac, Jens Andermann und Marcelo Sánchez vom 13. März 2015 nachhören.

Teaser Performance-Art in Osteuropa

Sylvia Sasse: Performance-Art in Osteuropa (1950-1990): Geschichte und Theorie.

Das UZH Magazin (3/14) berichtet über das Forschungsprojekt «Performance-Art in Osteuropa (1950-1990): Geschichte und Theorie» von Prof. Sylvia Sasse. Zum Artikel